Gesunde Lebensmittel
On 22. Dezember 2018 by organickoala176Mehr Sicherheit für die Verbraucher in der Europäischen Union
Vorwort von Reimer Böge MdEP
Die Bedenken der Verbraucher im Hinblick auf die Sicherheit ihrer Lebensmittel war in Europa noch nie so groß wie heute. BSE, Dioxin im Tierfutter, Salmonellen in Eiern, Hormone in der Tiermast und Antibiotika im Tierfutter haben das Vertrauen der Menschen in die Land- und Ernährungswirtschaft und damit auch in die Qualität unserer Lebensmittel erschüttert.
In Deutschland hat die BSE-Krise zu einer großen Hysterie geführt. Das hängt sicher auch damit zusammen, daß bis heute noch kein endgültiger Nachweis weder über die Herkunft noch über die Übertragungswege der Krankheit erbracht wurde. Bisher ist praktisch nichts wissenschaftlich hundertprozentig belegt. Die große Verunsicherung der Verbraucher führte zu einem massiven Einbruch beim Rindfleischverbrauch mit dramatischen Auswirkungen für die Land- und Ernährungswirtschaft. Verbraucher, Landwirte sowie die vielen mittelständi-schen Betriebe der Fleischwirtschaft und des Fleischerhandwerks sind Opfer der BSE-Krise.
Wir müssen den Verbraucherinnen und Verbrauchern Sicherheit geben. Sie müssen sich dar-auf verlassen können, daß die Lebensmittel nach bestem Wissen und Gewissen erzeugt und vertrieben werden. Sie müssen darauf vertrauen können, daß Lebensmittelerzeugung, -verarbeitung und -vermarktung unter dem Gesichtspunkt der Qualität streng kontrolliert werden. Und wir müssen auch den ländlichen Räumen eine Zukunft geben. Beides zusammen muß geleistet werden, das ist das Gebot der Stunde!
Es geht darum, für die Zukunft – natürlich auch unter dem Aspekt der Osterweiterung und der nächsten Welthandelsrunde – die gemeinsame Agrarpolitik, das europäische Verbraucher-schutz- und Landwirtschaftsmodell weiter zu entwickeln, auch auf der Grundlage dessen, was die Mitgliedstaaten im internationalen Kontext der Agenda 21, der Ressourcenschonung, der Nachhaltigkeit, aber auch eben in der Balance zwischen Naturnutzung auf der einen und Anwendung von Technik und Ökonomie auf der anderen Seite international zugesagt haben.
Wir brauchen eine nachhaltige, flächendeckende und wettbewerbsfähige Landwirtschaft, die bei Qualität- und Kostenführerschaft
- hochwertige und gesunde Nahrungsmittel in regionaltypischer Vielfalt erzeugt und möglichst verbrauchernah vermarktet,
- die Tiere artgerecht hält,
- die Pflanzen umweltschonend und unter dem Gesichtspunkt der Nahrungsmittelqualität anbaut,
- die Natur und die Kulturlandschaft schützt und pflegt,
- ein angemessenes, existenzsicherndes Einkommen erzielt,
- eine prägende Größe im ländlichen Raum bleibt und ein wichtiger Faktor für dessen soziale und wirtschaftliche Stabilität ist.
Dazu gehört aber auch ein stärkeres Bewußtsein der Verbraucherinnen und Verbraucher für die Produktionsbedingungen qualitativ hochwertiger und gesunder Nahrungsmittel. Es muß deutlich werden, daß der ruinöse Wettbewerb großer Lebensmittelkonzerne, solange er ausschließlich über den Preis geführt wird, gleichermaßen zu Lasten von Landwirten und Verbrauchern geht. Die Land- und Ernährungswirtschaft kann die Chance aus der BSE-Krise nur dann nutzen, wenn zugleich die Verbraucherinnen und Verbraucher die BSE-Krise zum An-laß nehmen, ihr Kauf- und Konsumverhalten zu ändern. Qualität hat ihren Preis. Die enge wirtschaftliche Zusammenarbeit in der Lebensmittelerzeugung, -verarbeitung und -vermarktung erfordert eine gemeinsame Initiative aller Beteiligten, um Glaubwürdigkeit zu vermitteln und das verlorengegangene Vertrauen beim Verbraucher wiederherzustellen.
Wenn auch die allgemeine Besorgnis beim Auftreten einer Krise verständlich ist, so dürfen wir jedoch nicht vergessen, daß unser System zur Gewährleistung von Lebensmittelsicherheit zu den weltweit strengsten zählt. Andere Länder haben weder die gleiche Einstellung gegenüber der Ernährung noch die gleiche Politik bei der Verhütung von Gesundheitsrisiken.
Heute steht uns eine Palette an Lebensmitteln zur Verfügung, die noch nie so breit und viel-fältig war. Dieses Angebot zu sichern und gleichzeitig eine hohe Qualität und Sicherheit der Lebensmittel zu gewährleisten, das ist die Herausforderung, vor der Wirtschaft und Politik gemeinsam stehen. Um den hohen Standard der Lebensmittelsicherheit innerhalb der Europäischen Union zu gewährleisten, hat die EU-Kommission im Januar 2000 ein Weißbuch zur Lebensmittelsicherheit vorgelegt, das die hohe Priorität des Themas dokumentiert, konkrete Maßnahmen auflistet und darüber hinaus die Errichtung einer unabhängigen Europäischen Lebensmittelbehörde vorschlägt. Gerade die BSE-Krise zeigt, daß Lebensmittelsicherheit nur durch überzeugende gemeinschaftliche Regelungen gewährleistet werden kann.
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